EMDR

“Ich lerne sehen.
Ich weiß nicht, woran es liegt,
es geht alles tiefer in mich ein
und bleibt nicht an der Stelle stehen,
wo es sonst immer zu Ende war.
Ich habe ein Inneres, von dem ich nichts wusste.
Es geht jetzt alles dorthin.”

             (Rainer Maria Rilke) 


was ist 'EMDR-therapie' eigentlich?

Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR; deutsch: Desensibilisierung und Aufarbeitung durch Augenbewegungen) ist eine von der US-amerikanischen Psychologin Dr. Francine Shapiro in den USA entwickelte psychotraumatologische Behandlungsmethode.

Anwendungsgebiete von EMDR

EMDR ist in der Behandlung der posttraumatische Belastungsstörung und anderen Traumafolgestörungen wirksam. Aber auch bei Depressionen oder Angstzuständen zeigt sich die Methode effektiv. Dies gilt besonders, wenn belastende Lebensereignisse in der Entstehung der Störung eine bedeutsame Rolle spielen. Der zertifizierte EMDR-Therapeut erkennt die Zusammenhänge in einer ausführlichen und fundierten Anamnese und kann die belastenden Erinnerungen mit EMDR wirksam bearbeiten.

Mit EMDR können behandelt werden:

posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Auswirkungen belastender Lebenserfahrungen
starke Trauer nach Verlusterlebnissen
Folgen von Bindungstraumatisierungen
Entwicklungs- und Verhaltensstörungen von Kindern
Depressionen
Angst- und Panikstörungen
psychophysische Erschöpfungssyndrome
chronische Schmerzen
stoffgebundene Abhängigkeit (besonders im Zusammenhang mit einer Traumafolgestörung)

wie läuft eine EMDR-sitzung ab?

Das Verfahren scheint dabei auf den ersten Blick sehr simpel. Der Klient wird mit Hilfe einer „bilateralen Stimulierung“ durch belastende Erinnerungen geleitet. Diese Stimulierung erfolgt überwiegend durch rechts-links Bewegungen der Augen, die vom Therapeuten angeleitet werden. Der Ablauf der Behandlung folgt einem standardisierten Protokoll und bezieht wichtige Komponenten mit ein, wie Ressourcen, Glaubenssätze, Körpergefühle, die eigentliche Traumaerfahrung, positive Zielbilder und abschließende Verankerung.

Wie wirkt EMDR?

Ein bisschen ist es vergleichbar mit der REM-Phase des Schlafes. Diese Phase, in der wir ganz schnelle Rechts-Links Bewegungen der Augen ausführen, und unser Gehirn mit Hochdruck Tagesereignisse verarbeitet. Die Rechts-Links-Stimulierung des Gehirns führt zu einer Verknüpfung von Sinneseindrücken, die zuvor jeweils in der emotionalen oder kognitiven Gehirnhälfte abgelegt worden waren. Beide Wissensbereiche verbinden sich nun zu einem „ganzen Bild“, die Erinnerungen sind dann miteinander gekoppelt vollständig integriert. Bei besonders heftigen und schockierenden Sinneseindrücken geschieht diese Verarbeitung jedoch nicht oder nur unzureichend. Das Gehirn schützt „seinen“ Menschen vor Überflutung, indem es diese nur als Splitter ablegt – und obendrein auch noch in einem besonderen Teil des Gehirns. Leider stören diese Splitter jedoch und alarmieren ohne unser Zutun das Stresssystem des Körpers, wenn sie im Laufe des Alltags aktiviert werden durch so genannte „Trigger“. Die Therapie mit EMDR ermöglicht eine rückwirkende Verarbeitung und erfolgreiche Verknüpfung der Synapsen. Ziel ist also: die schadenstiftenden Splitter sollen erfolgreich integriert und damit entschärft werden. Um das zu erreichen, wird vom Therapeuten durch entsprechende Impulse die Rechts-Links Verknüpfung angeregt.

Kostenübernahme der EMDR

Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie hat im Januar 2015 EMDR als Psychotherapiemethode bei Erwachsenen in der gesetzlichen Krankenversicherung anerkannt. Der anwendende Psychotherapeut muss hierzu bestimmte theoretische und praktische Qualifikationen nachweisen.

EMDR von landespsychotherapeutenkammer baden-württemberg anerkannt

Informationen zur EMDR (link)
Wirkmechanismen der EMDR (siehe Seiten 61-62) (link)
Martin Sack, Johannes Kruse: Randomisiert kontrollierte Studie zur Untersuchung von Wirkmechanismen der EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)-Behandlung. (S.61)
Martin Sack, Stefanie Zehl, Alexander Otti, Claas Lahmann, Markus Stingl (2014): Wirkfaktoren der EMDR-Behandlung: Sind Augenbewegungen wirklich erforderlich? (S.62)



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